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Wie wichtig ist Ihnen Ihr Gehalt?

Icon Calendar16.12.2024

Am Ende zählt das Gehalt

Niemand spricht gerne darüber, vor allem jene nicht, für die es ein Problem ist: Geld. Im Hinblick auf New Work ist immer wieder die Rede von Work-Life-Balance, Arbeitsklima, Lebensqualität, Motivation, Aussicht auf Weiterbildung und auf Karriere. Wenn man aber genauer nachfragt, ist es schlussendlich doch wieder der finanzielle Aspekt, der für ­Arbeitnehmer ausschlaggebend ist bei der Job-Wahl.

Das verflixte Jahr. Oder besser: die verflixten Jahre! Schon 2022 mit dem Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine im Februar sprachen alle von einem Krisenjahr. Die Börsen wackelten, Investitionsfonds verzeichneten Verluste, der Horizont färbte sich schwarz. Die auf 2023 gerichteten Hoffnungen machten der Attentat von Hamas am 7. Oktober 2024 und die anschließende militärische Reaktion von Israel zunichte. Das aktuelle Jahr, 2024, galt vom ersten Tag an als das Krisenjahr: Zwei militärische Konflikte, die Europa und den Rest der Welt in einen neuen Konflikt zu ziehen drohen, das mit Sorge erwartete Ergebnis der Europawahlen und der darauffolgende mögliche Rechtsruck innerhalb der EU, die bevorstehenden Wahlen in den USA und die nicht vorhersehbaren Auswirkungen auf Europa und den Rest der Welt. 

Fixes Gehalt ohne variablen Anteil

Südtirol ist klein, aber doch mitten im Geschehen, und die Ereignisse auf der Weltbühne strahlen bis auf die Südalpen-Seite aus. Eine Umfrage des Arbeitsforschungs-Instituts AFI im Frühjahr 2024 unter 500 Arbeitnehmern unterschiedlichen Alters hat ergeben, dass eine als angemessen empfundene Bezahlung nach wie vor der wichtigste Faktor für die Attraktivität eines Arbeitsplatzes ist. Und zwar eine fixe Bezahlung ohne variablen Anteil. 

Was den Arbeitnehmern, aber auch den Kleinbetrieben und Handwerkern heute am meisten Sorge bereitet, sind die hohen Lebenshaltungskosten. Miete oder Abzahlung von Wohnraumfinanzierungen, Anschaffungskosten für Auto und andere Dinge wie Haushaltsgeräte, Computer, Telefon, Urlaub, variable bzw. steigende Zinsen, Ausbildung der Kinder, Kosten für Kinder- und Ferienbetreuung usw. Für viele ist das Erreichen des Monatsendes ein von Sorgen begleiteter Weg. Die Weltwirtschaftssituation mit sich abwechselnden Meldungen über Zinssteigerungen, Inflation, steigende Militärkosten und die Sorge über eine Ausweitung der beiden militärischen Konflikte in der Ukraine und in Palästina geben auch in der Peripherie Anlass zur Sorge. Ebenso wie die Tatsache, dass es immer schwieriger wird, am Monatsende etwas beiseitezulegen. Im Hintergrund lauert zudem die Angst vor nicht kalkulierbaren Kosten: Reparationen an Haus oder Auto, Erkrankungen oder plötzliche Arbeitsunfähigkeit, überraschendes Ansteigen der Teuerungsrate bedingt durch geopolitische Ereignisse. In einer solchen Situation der allgemeinen Unsicherheit ist ein festes Gehalt ein Sicherheitsanker, dem zuliebe auch Ambitionen geopfert werden. 

Die durchschnittlich höchsten Einkommen im Öffentlichen Dienst

Das Einkommen der Haushalte ist die wichtigste Maßeinheit zur Berechnung der Schwellenwerte und Indikatoren zur Armut, sagt auch das Landesinstitut für Statistik ASTAT: Einem geringen Einkommen entspricht eine relative Armutsgefährdung des Haushaltes oder des Einzelnen. Das durchschnittliche Brutto-Jahreseinkommen in der Privatwirtschaft liegt in Südtirol bei 27.867 €, im öffentlichen Dienst bei 35.233 €. Eines der wichtigsten Argumente, warum der öffentliche Arbeitsgeber für Südtirols Wirtschaft einer der größten Konkurrenten in der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften ist. 

Die Präferenz für ein festes Monatsgehalt gegenüber variablen Einkommensmöglichkeiten zeigt sich auch in weiteren vom ASTAT erhobenen Daten. So konnte der Dienstleistungssektor im vergangenen Jahr ein Plus von 3.066 Arbeitnehmern verzeichnen, während das produzierende Gewerbe stagnierte. 

Bei Unternehmern, Freiberuflern und Selbständigen gab es hingegen einen Rückgang von 6.875 Personen. Diese Gruppe kann nicht auf ein stabiles Gehalt zählen, sondern hat zwar möglicherweise ein höheres, aber nicht garantiertes Einkommen. Interessant ist, dass gleichzeitig in der Landwirtschaft ein Minus von 3.482 Personen zu verzeichnen war.  Auch das Gastgewerbe konnte ein Plus verzeichnen: 1.714 Personen. Der Tourismus in Südtirol boomt, und nicht nur: Immer mehr Betriebe stellen sich auf eine fast Ganzjahresöffnungszeit ein bzw. bevorzugen auch bei den saisonalen und vor allem qualifizierten Arbeitskräften Kontinuität. Eine Garantie für Qualität für den Arbeitgeber und eine Absicherung der Existenz für die Arbeitnehmer.

Südtirol ist die Provinz mit den zweithöchsten Gehältern Italiens

Bei aller Sorge um die Zukunft: Die Südtiroler können auch in Krisenzeiten beruhigt durchatmen. Die Lebenshaltungskosten mögen hoch sein, aber immerhin ist Südtirol nach der Lombardei die Provinz Italiens mit den zweithöchsten Gehältern aus lohnabhängiger Arbeit. Die Arbeitslosigkeit ist niedriger denn je, und die Unternehmen und Betriebe sind auf ständiger Suche nach qualifizierten Arbeitskräften. Das überzeugendste Argument für einen Arbeitsplatz ist allerdings mehr denn je – und allen modernen Entwicklungen und Theorien über Arbeitsplatz-Qualität zum Trotz – ein den Lebensumständen angepasstes und stabiles Gehalt.