Die Südtiroler Gemeinde Nals wird oft auch als mediterranes „Rosendorf“ bezeichnet. Hier leben Monika und Walter Brugger in einem Haus, das schon 1337 urkundlich erwähnt wurde. Nun wurde es aufgestockt.
Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss des Hauses wurde mit Steinen in Massivbauweise errichtet, die rückseitigen Wände bestehen aus purem Felsen. Ein zweites Obergeschoss war bereits in der Vergangenheit aufgebaut.
Holz als klare Vorgabe
„Uns war von Anfang an klar, dass unsere neuen Wohnräume Lebensräume sein sollten. Deshalb kam für uns nur Holz als Baumaterial in Frage. Schließlich sind wir bei der Vollholzbauweise von holzius gelandet“, fasst Bauherr Walter Brugger zusammen. Die patentierte Vollholzbauweise von holzius basiert auf der modernen Interpretation einer uralten Holzverbindungstechnik. Dabei werden bei den Wandelementen die Bohlen in Wuchsrichtung verbaut und mit einer Gratleiste in Schwalbenschwanzform miteinander verbunden. Die Gratleiste wird quer in die Vollholzbohlen eingepresst, die dadurch von außen her nicht sichtbar kraftschlüssig miteinander verbunden werden.
Monika und Walter Brugger haben gezielt Mondholz verbauen lassen. Die 30 Zentimeter starken Außenwände verfügen über keine separate Dämmung, ihr U-Wert, also der Energieverlust der Fläche, von 0,32 Watt pro Quadratmeter und Kelvin W/(m²K), reicht auch für Südtiroler Winter aus. Tatsächlich wird das aufgebaute Obergeschoss ausschließlich mit einem Holzherd geheizt, der sowohl zum Kochen, Backen, aber auch zur Warmwasseraufbereitung für die Fußboden- und Wandheizung sowie das Trinkwasser konzipiert ist – darüber hinaus gibt es keine weiteren elektrisch oder gasbetriebenen Geräte in der Küche.
„Wir mussten die Wandheizung noch nicht aktiv nutzen, da die offenporigen Oberflächen des Holzes und des Lehms soviel Wärme und Behaglichkeit speichern und wieder abgeben“, erklärt Walter Brugger.
Gestalterische Freiheiten
Es ist immer eine bauliche Herausforderung, auf Altbestand aufzustocken – so auch bei diesem Projekt in Nals. Alle Wände des Massivbaus weisen unterschiedliche Maße auf, es gibt so gut wie keine rechten Winkel. Architektin Christine Pfeifer hat mit ihrem Technik-Team die Chance genutzt, auch die letzte Geschossdecke als neue, selbsttragende Holzdecke auszuführen. Dadurch konnten alle Rohre und Leitungen unter dem Boden des neuen Obergeschosses sauber verlegt und sogar die auskragenden Balkonkonstruktionen stabil verankert werden. Generell hatte Christine Pfeifer gestalterische Freiheit. „Sie hat es geschafft, Holz, Naturverbundenheit und Feng-Shui zusammenzufassen“, sagt Walter Brugger.
Die Wohnfläche von 84 Quadratmeter wurde räumlich gut aufgeteilt: Der Wohnbereich, erreichbar über einen vorgelagerten Vorraum mit Fußbodenheizung, wurde bewusst mit „luftigeren“ Raumhöhen ausgeführt. Die Giebelform ist innen sichtbar, es gibt also keine klassischen Decken. Die Überdachung wurde bewusst großzügig dimensioniert, um die Lärchenfassaden vor Regen und Wetter zu schützen. Überdachte Balkone eröffnen die Sicht und den erweiterten Außenbereich nach allen Seiten hin, sogar ein kleiner Windfang als „Wintergarten“ für die Pflanzen wurde fix eingeplant. Zu den Lieblingsplätzen zählen das Wohnzimmer und das Schlafzimmer, so Familie Brugger: „Wenn man im Bett liegt, hat die Holzstruktur der Decke mit ihren Astzeichnungen und der klar erkennbaren Wuchsrichtung eine beruhigende Wirkung“.
Gespür für das Material
Für Walter Brugger zählt naturbelassenes und unbehandeltes Holz zu den schönsten Werkstoffen, die es gibt: „Ich bin wie mein Vater Bergbauer und damit auch Hobbytischler, denn ich arbeite sehr viel mit unserem Holz aus der Region. Etwa wenn am Hof etwas repariert werden muss, wenn wir ein handwerkliches Wohndetail brauchen oder wenn ein Einrichtungsgegenstand eine ganz persönliche Note haben soll.“ Deshalb war er auch aktiv bei den Holzbauarbeiten der LignumHaus GmbH aus St. Walburg Ulten mit dabei.
Kreislauffähig und leicht
Für Herbert Niederfriniger, holzius Geschäftsführer, ist dieses Projekt in Nals der praktische Beweis für die Einzigartigkeit des Naturbaustoffs Holz: „Es freut uns immer, wenn Auftraggeber um die wohngesunden und nachhaltigen Eigenschaften von Vollholz bereits Bescheid wissen. In diesem Fall kommen noch konstruktive Vorzüge mit dazu. Denn Holz ist vergleichsweise leichter als andere Baumaterialien, was vor allem bei Aufstockungen und Nachverdichtungen eine wesentliche Rolle spielt. Darüber hinaus konnten wir mit mit Cradle to Cradle™ Certified Gold dokumentieren, dass unsere Vollholzelemente für Wände, Decken und Dach nachweislich kreislauffähig sind – eine zentrale Vorgabe der Bauherren. Diese Aufstockung erweist sich ihrer Wurzeln von 1337 durchaus würdig.“
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