Keep it cool
Wie Sie in den eigenen vier Wänden einen kühlen Kopf bewahren und welche Vorkehrungen wirklich helfen, die Hitze aus der Wohnung fernzuhalten, haben wir für Sie recherchiert. Alles ganz ohne Klimaanlage.
Der Sommer kommt bestimmt. Und damit auch die hohen Temperaturen, die nach Lido und Eis rufen. Nach langen Abenden mit Freunden auf dem Balkon. Nach Sonnencreme und Sonnenbrille. Die aber eben auch ewiges Rumwälzen im Bett mit sich bringen, weil man vor lauter Hitze nicht einschlafen kann, und Wohnungen, die bald selbst einen Hitzekollaps bekommen. Fernbedienung raus, Klimaanlage an – Problem gelöst! Wenn man denn eine hätte … Wer keine der surrenden Wunderwaffen zuhause hat, kann sich aber doch Abhilfe verschaffen und die Temperaturen in den eigenen vier Wänden zumindest etwas reduzieren. Da sind ein paar Grad oft schon der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden. Wir haben mit Christine Romen von der Verbraucherzentrale Südtirol gesprochen und sie nach den Top-Tipps für eine kühle(re) Wohnung ganz ohne Klimaanlage gefragt.
Frau Romen, was ist die ideale Raumtemperatur für die heißen Monate? Gibt es hier Unterschiede zwischen Sommer und Winter oder auch je nachdem, welche Funktion ein Zimmer hat?
C. Romen: Die ideale Raumlufttemperatur hängt in den Sommermonaten stark von den Außentemperaturen ab. Sie liegt in den Bereichen zwischen 23 und 26 Grad. Aber Achtung! Bei zu großen Temperaturunterschieden zwischen drinnen und draußen drohen Kreislaufprobleme und Erkältungen. Im Winter sollten die Räume je nach Zimmerfunktion unterschiedlich aufgeheizt werden. Hier liegen die idealen Temperaturen im Bereich zwischen 16 und maximal 24 Grad. Dabei sollten die Aufenthaltsräume bei rund 20 Grad liegen und die Schlafzimmer zwischen 16 und 18 Grad. Badezimmer dürfen ruhig etwas wärmer sein.
Oft übersteigen die Temperaturen im Sommer die idealen maximal 26 Grad. Können Sie uns fünf einfache Tipps geben, um Wohnräume abzukühlen?
C. Romen: Als oberste Regel gilt: Tagsüber sollten Fenster und Türen geschlossen bleiben, damit die Hitze gar nicht erst in das Haus eindringen kann. Außerdem sollten Sie am besten nachts lüften. Wenn möglich in der zweiten Nachhälfte weil es da am kühlsten ist. Probieren Sie durch Verschattung, dass Sonnenstrahlen nicht direkt auf das Fensterglas fallen, etwa mit Jalousien, Markisen oder Raffstores. Auch der Einsatz von Sonnenschutzfolien kann bei der Vermeidung einer Überhitzung behilflich sein. Außerdem empfehle ich, vermehrt auf „kalte Küche“ zurückzugreifen, also zu vermeiden, dass durch das Kochen Wärme entsteht. Überhaupt sollten sämtliche Wärmequellen sparsam bis gar nicht zum Einsatz kommen. Wenn doch ein warmes Gericht auf den Tisch kommen soll, nachts ordentlich durchlüften. Simpel, aber effizient: Auch die Nutzung eines Ventilators kann ein wenig Linderung verschaffen.
Um wie viel Grad kann ich mit alternativen Mitteln die Wohnung im Sommer abkühlen?
Das kann man pauschal leider nicht sagen, da es von der jeweiligen Methode und nicht zuletzt auch von der jeweiligen Gebäudequalität abhängig ist. Die meisten Methoden bringen auf jeden Fall eine Temperaturminderung von ein paar Grad.
Gibt es Möglichkeiten, vorzubeugen und die Wohnung per se konstant kühlzuhalten?
Durch eine entsprechende Bauweise, den Einsatz geeigneter Materialien und die Begrünung rund um das Haus lässt sich ein gutes Raumklima auch im Hochsommer erzielen. Explizit sind folgende bauliche Maßnahmen empfehlenswert:
- Verschattung von verglasten Elementen, etwa durch außenliegenden Sonnenschutz
- Bauliche Maßnahmen zur Verschattung der Außenmauern wie Dachvorsprünge oder auskragende Balkone
- Hohe Gebäudeluftdichtheit, damit die sommerliche Hitze nicht über Ritzen und Fugen in das Haus eindringen kann
- Automatische Lüftungsanlagen mit eventuellem (Sommer-) Bypass und Erdkollektoren
- Verwendung von Außenbauteilen, die einen ausreichenden Schutz gegen die Hitze bieten
- Durch eine entsprechende Wärmedämmung der Bauteile kann die Wärmeleitung ins Gebäudeinnere verringert werden. Zudem ist der Einsatz von Pflanzen rund um das Haus ein weiteres Mittel gegen Hitze in den Häusern. Pflanzen spenden Schatten, verdunsten Wasser und kühlen so die Umgebung. Durch schattenspendendes Grün auf den Balkonen, Terrassen und im Garten kann die Aufheizung der Wände und der Umgebung so reduziert werden. Obendrein fördern sie die Bildung von Kaltluft in der Nacht.
Wann ist eine Klimaanlage unverzichtbar?
Erst wenn alle Tipps nichts mehr helfen, und dazu zählt auch der Einsatz von Ventilatoren, das Duschen zum Abkühlen und die vorübergehende Nutzung kühlerer Räume z.B. auf der Nordseite des Gebäudes, dann sollte ein Klimagerät zum Einsatz kommen.
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