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EIN HEIKLES THEMA: Die Warnzeichen abnehmender Fahrtüchtigkeit und wie Angehörige reagieren können…
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© dpa/WolframKastl

Zum Supermarkt oder auf einen Kaffee zur Freundin: Für viele Ältere gehört das Autofahren seit Jahrzehnten zum Alltag. Doch was, wenn der Vater immer wieder Stoppschilder ignoriert oder die Partnerin ständig erst im letzten Moment bremst? Angehörige sorgen sich, dass der geliebte Mensch sich selbst und andere in Gefahr bringen könnte, und sind zugleich unsicher, wie sie das heikle Thema am besten zur Sprache bringen.

Ältere Autofahrer sind nicht automatisch eine Gefahr

Wichtig zu wissen ist, dass ältere Autofahrerinnen und -fahrer nicht per se eine Gefahr im Straßenverkehr darstellen. Insgesamt sind sie seltener als andere Altersgruppen in Unfälle verwickelt.

Jedoch: „Daten zeigen, dass erst die Ab-75-Jährigen zu einer besonderen Risikogruppe für Unfälle werden“, erklärt Andrea Häußler, Verkehrspsychologin und Mitglied der Geschäftsleitung der Tüv Süd Life Service GmbH. Viele Menschen können im Alter nicht mehr so gut sehen oder hören. Auch die Beweglichkeit nimmt ab, was etwa den Schulterblick beim Abbiegen erschwert.

„Zu den normalen Alterungsprozessen gehört zudem, dass Konzentration und Aufmerksamkeitsspanne nachlassen“, sagt die Verkehrspsychologin Claudia Happe. Dazu steigt mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit für Krankheiten. Oft sind es auch Nebenwirkungen von Medikamenten, die es riskanter machen, sich ans Steuer zu setzen.

Viele Veränderungen setzen schleichend ein. Oft fallen sie Außenstehenden schneller auf als den Betroffenen selbst. Und doch: „Viele ältere Menschen merken selbst, wenn sie sich am Steuer nicht mehr wohlfühlen – und ziehen Konsequenzen“, sagt Andrea Häußler. Andere hingegen halten am Autofahren fest, obwohl sich ihre Angehörigen das anders wünschen.

Häufen sich grobe Fehler beim Fahren oder kommt es gar zu einem Unfall, sind das klare Warnsignale. Es gibt aber auch feinere Anzeichen dafür, dass die Fahrtauglichkeit nachgelassen hat: „Zum Beispiel, wenn jemand immer wieder eine verspätete Reaktion zeigt, etwa an der Ampel oder in einer Vorfahrtssituation“, sagt Claudia Happe. „Auch, wenn jemand auf einmal zögert, fremde Strecken zu fahren, kann das ein Warnzeichen sein.“

Schwindet am Steuer immer mehr die Geduld und wird häufiger über andere Autofahrer geschimpft, kann das Unsicherheit zeigen. Auch ein Blick auf den Zustand des Autos spricht manchmal Bände. „Spätestens, wenn man selbst Angst hat, mit der betroffenen Person im Auto zu fahren, sollte man das Thema ansprechen“, rät Andrea Häußler.

Führerschein als Symbol der Unabhängigkeit

Ein solches Gespräch ist alles andere als einfach für beide Seiten. „Für ältere Menschen, die womöglich jahrzehntelang unfallfrei gefahren sind, ist es schwierig, wenn sie gespiegelt bekommen, dass sie etwas falsch gemacht haben“, sagt Claudia Happe. Der Führerschein ist für viele Menschen ein Symbol der Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Das aufzugeben, ist ein schmerzhafter Schritt.

Deshalb sollten Angehörige das Thema behutsam ansprechen. Ein Einstieg kann sein, seine Beobachtungen zum Fahrverhalten sachlich zu beschreiben. Und Sorgen oder Befürchtungen, die damit einhergehen. „Es geht darum, das Drama aus dem Thema rauszunehmen und gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie man die Mobilität in Zukunft gestalten kann“, sagt die Verkehrspsychologin Birgit Scheucher.

Es muss nicht immer der radikale Schritt sein

Die gute Nachricht: Zwischen „Alles bleibt wie gehabt“ und „Der Führerschein kommt weg“ liegen viele weitere Lösungen.

So ist denkbar, dass die Person in Zukunft mehr Pausen einlegt oder auf Fahrten bei Regen oder in der Dunkelheit verzichtet. „Nimmt jemand Medikamente und weiß, dass die Nebenwirkungen morgens am schwächsten sind, kann es sinnvoll sein, nur zu dieser Tageszeit Auto zu fahren“, sagt Andrea Häußler. Entscheidet man sich, das Autofahren aufzugeben, kann man den Führerschein auch erstmal behalten.

Die beste Lösung ist die, die individuell auf den Menschen zugeschnitten ist. Auf dem Weg dorthin kann eine Einschätzung von außen hilfreich sein. So kann man einen Fahrlehrer oder eine Fahrlehrerin mit dem Betroffenen eine Runde fahren lassen und um ein Urteil bitten. (dpa/tmn)

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