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Oft haben Eltern ganz andere Vorstellungen als ihre Kinder, wenn es um deren berufliche Zukunft geht. Wie geht man am besten mit Dauerdruck um?
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© Shutterstock

„Wie kannst du so gar nichts machen? Besorge dir doch zumindest ein Praktikum.“ – „Du findest die Vorlesungen uninteressant? Manchmal muss man sich einfach durchbeißen.“ Für viele Eltern ist es nicht leicht, die Kinder in ein eigenes Leben zu entlassen. Und für viele junge Erwachsene ist es schwer, das auszuhalten. Vor allem, wenn es um den Weg in den Beruf geht, um die Entscheidung für eine Ausbildung, die Fortschritte im Studium oder um einen Jobwechsel.

Eltern argumentieren mit ihrer Lebenserfahrung

Eltern argumentieren dabei gern mit der eigenen Lebenserfahrung. „Doch die Bedingungen, unter denen vor 2, 3 Jahrzehnten Berufsentscheidungen getroffen wurden, lassen sich mit der Situation heute nicht vergleichen“, sagt Eva Scharf vom Zentrum für Weiterbildung in Frankfurt am Main. Dort werden im „Jugend Competence Center“ Jugendliche und junge Erwachsene von der Berufsorientierung bis hin zum erfolgreichen Start ins Arbeitsleben begleitet.

Sie brauchten heute oft länger für die Entscheidung für einen Beruf, sagt Scharf: „Diese Zeit des Nichtstuns ist für Eltern schwer auszuhalten. Aber das ist eine andere Generation.“ Und das Ergebnis der längeren Orientierungsphase sei oft nachhaltiger.

In Konflikten das Gespräch suchen

Wenn Eltern dann mit der Berufsentscheidung ihrer Kinder nicht einverstanden sind, „trifft das die jungen Erwachsenen oft wie ein Holzhammer“, sagt Scharf.

Was kann man bei solchen Konflikten tun? Scharf rät: „Den Eltern zu erklären versuchen, was dem jungen Menschen wichtig ist und warum er zu seiner Berufswahl gekommen ist. Die Eltern fragen, was sie an ihrem Kind schätzen – und warum sie bei dieser Entscheidung kein Vertrauen haben.“ Dann stelle sich oft heraus, dass die Reaktion der Eltern häufig mehr mit eigenen Erfahrungen, Wünschen und Werten zusammenhängt.

Auf der Suche nach dem eigenen Weg

Oder der Fall ist umgekehrt: Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder beruflich in ihre Fußstapfen treten. Vielen Kindern erscheint dieser Weg zunächst ebenfalls einleuchtend, weil sie sich verbunden fühlen. Oder ihnen das Berufsfeld der Eltern am vertrautesten ist. Oft zeigt sich erst mit Verspätung, dass diese Entscheidung viel mit Loyalität und familiären Glaubenssätzen zu tun hatte und wenig mit den tatsächlichen Interessen und Talenten.

„Im Coaching erlebe ich manchmal 30-Jährige, die sagen: Ich habe immer gemacht, was meine Eltern wollten, jetzt will ich herausfinden, was ich selbst will“, erzählt Anne Otto, Diplom-Psychologin und Autorin des Buchs „Für immer Kind?“.

Offene Worte helfen bei enttäuschten Erwartungen

Den eigenen Weg zu finden und einzuschlagen, zieht oft anstrengende Debatten mit den Eltern nach sich. „Man sollte dabei versuchen, zwischen der Sachebene und der Beziehungsebene zu trennen“, so Otto. Geht es, wenn die Eltern auf einen zügigen Studienabschluss drängen, um die Frage, wie lange sie als Rentner das Geld dafür noch aufbringen können? Dann könnte man durchrechnen, wie viel Unterstützung erforderlich ist und ob vielleicht ein Studentenjob das Problem lösen könnte.

Oder geht es in Wahrheit um enttäuschte Erwartungen? „Solche Gespräche sind schwieriger zu führen, weil mehr Emotionen im Spiel sind“, sagt die Psychologin. Sie empfiehlt dennoch möglichst offene, klare Worte: „Oft sind Eltern ganz erschüttert, wenn sie verstehen, wie sehr sie mit ihren Erwartungen ihr Kind belasten.“

Den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen

Auch etwas Abstand kann helfen, ein Auslandssemester zum Beispiel oder der Umzug aus dem Kinderzimmer in eine WG. Wenn die alltäglichen Reibereien wegfallen, gelingt es besser, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen.

Der Rat der Eltern bleibt dennoch wichtig, auch wenn man längst selbst erwachsen ist. Eva Scharf rät Eltern, den Kontakt immer wieder zu suchen – auch wenn es den Kindern nicht recht zu sein scheint. Nicht ungefragt Ratschläge geben, sondern zuhören und auf Fragen ernsthaft antworten. Das sei die beste Strategie. (dpa/tmn)

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