Die Ideen sprudeln nur so, doch keiner will sie hören. Wenn es darum geht, die Führungskraft für den eigenen Einfall zu begeistern, braucht es eine gute Strategie. Wie kann die aussehen? Der Arbeitsablauf erscheint ineffizient aber Sie wissen, wie es besser geht? Doch die Führungskraft möchte selbst der kreativste Kopf sein und lässt Visionen grundsätzlich abprallen. Wie setzt man sich durch? Und welche Wege gibt es, das Konzept an die Vorgesetzten heranzutragen und überzeugend zu präsentieren?
Der erste Schritt sollte so aussehen: Strukturieren Sie Ihre Argumente und bringen Sie sie klar auf den Punkt, rät Cordula Nussbaum. „Lassen Sie sich nicht von der eigenen Begeisterung hinfort tragen“, sagt die Wirtschaftspsychologin und Beraterin aus Sauerlach bei München.
Gleichzeitig sollte man offen für das Gegenüber bleiben, so Coach Carolin Klaus aus Augsburg. „Vielleicht entsteht dadurch ein Pingpong-Spiel und die Idee entwickelt sich weiter.“
Manch einer denkt, er oder sie habe einen supertollen Plan, doch er passt nicht zum Unternehmen, zur Branche oder zu den Kunden. Das lässt sich in der Vorbereitung abklopfen. Was würde eine Umsetzung an Aufwand im Unternehmen nach sich ziehen? Können Kosten gespart werden? „Machen Sie den Nutzen greifbar“, betont Nussbaum.
Einfall vorher durchsprechen
Wer neu im Unternehmen ist, sollte versuchen herauszufinden, ob ein anderer Mitarbeiter schon einmal eine ähnliche Eingebung hatte. Wenn ja, warum wurde das Thema nicht weiterverfolgt? „Wer das beim Chef kommuniziert, zeigt, dass er oder sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat, vielleicht sogar schon einen Lösungsvorschlag erarbeitet hat“, erläutert Nussbaum.
Wem es schwer fällt, etwas anzusprechen, der kann das vorher mit Freunden oder Kollegen üben, schlägt Klaus vor. So ließen sich gemeinsam die wichtigsten Punkte und Argumente durchsprechen und auf Sinnhaftigkeit prüfen.
Beide Expertinnen raten dazu, sich das Gegenüber genau anzusehen. Welche Interessen hat die Person? Was ist ihr wichtig? Ist beispielsweise klar, dass die Person selbst ein „Ideensprudler“ ist, sollten Beschäftigte das Visionäre an ihren Ideen herausstellen.
Lässt sich dadurch etwa die Marktführerschaft übernehmen oder verkrustete Strukturen aufbrechen? „Gehen Sie ruhig ein Risiko ein, dafür sind Visionäre offen“, sagt Nussbaum.
Coach Carolin Klaus empfiehlt für den Einstieg ins Gespräch, den zentralen Nutzen herauszuarbeiten. Sitzt ein erfinderischer Mensch einem Zahlentyp als Chefin gegenüber, muss der kreative Kopf sich umstellen und Wert auf die Zahlen, Daten und Fakten legen.
Hier kann es sich lohnen, vorab etwa das Einsparpotenzial zu recherchieren oder herauszuarbeiten, wie sich die Kundenzufriedenheit um ein paar Punkte erhöhen lässt. Wer hingegen mit einem Systematiker redet, sollte das Traditionelle betonen und erklären, welche Schritte auf dem Weg genommen werden sollten. „Das klingt unheimlich durchdacht und solide“, sagt Nussbaum.
„Frau Herzlich“ wie Nussbaum einen der Menschentypen nennt, sollte man mit Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit überzeugen. „Sie will wissen, was die Menschen davon haben.“ Wer unsicher ist, mit wem er oder sie es zu tun hat, füttert am besten alle Kommunikationstypen ein bisschen an. „Man wird dann im Gespräch merken, worauf es hinausläuft“, meint Nussbaum.
Wenn der Chef die Idee klaut
Manchmal kommt die Idee auch so gut an, dass Vorgesetzte sie als ihre eigene verkaufen. Auch das ist ärgerlich. Was kann man dann tun? Klaus rät dazu, das bei nächster Gelegenheit offen anzusprechen. „Es lohnt sich, zu überlegen, warum das passiert ist. Manchmal steckt keine böse Absicht dahinter.“
In einigen Fällen sei es sogar von Vorteil, das Vorhaben von jemandem mit besserem Standing oder mehr Einfluss vor einem größeren Kreis präsentieren zu lassen. Trotzdem sei es auch dann angemessen zu erwähnen, von wem der Einfall stammte.
Generell ist es sinnvoll zu klären, was wichtig ist: Dass das Konzept vorangetrieben, oder dass man selbst gehört und für einen guten Einfall gelobt wird?
Bloß nicht aufgeben
Wer dem Ideenklau durch Chef und Chefin vorbauen will, kann im Kollegenkreis erzählen, dass er gerade bei der Vorgesetzten war, um einen Vorschlag zu machen, „dann ist es schon mal platziert“, wie Nussbaum sagt.
Und sollte der erste Anlauf scheitern, nicht aufgeben. Es kann hilfreich sein, die Perspektive zu wechseln, um herauszufinden, was man beim nächsten Mal besser machen kann, meint Klaus. „Ich würde mein Seelenheil nicht davon abhängig machen, dass jeder Gedanke aufgegriffen und umgesetzt wird“, erklärt Nussbaum. „Manche Ideensprudler sind ihrer Zeit einfach voraus.“
In manchen Firmen werde zwar mit Innovationsgeist geworben, in der Realität stößt man jedoch nur an Grenzen. Sehr umtriebige Menschen sollten dann überlegen, mittelfristig das Unternehmen zu wechseln. (dpa/tmn)
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