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Psychologie: In welchen Jobs der Alleingang gut funktioniert – und in welchen vielleicht weniger
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Sein Ding durchziehen: Das klingt erstmal gut. Aber kommt man mit solch einer Haltung auch im Job weiter? Selten, sagen Expertinnen. Wie finden Einzelkämpfer dennoch ihren Weg?

Teamfähigkeit scheint heute eine Grundvoraussetzung im Beruf zu sein. In nahezu jeder Stellenanzeige wird sie als gewünschte Eigenschaft genannt. Was aber, wenn man lieber für sich alleine arbeitet, den Austausch mit Kollegen oder das gemeinsame Tüfteln an einem Problem eher als nervig empfindet? Hat man dann überhaupt noch eine Chance in der modernen Arbeitswelt?
Zunächst einmal: „Die Anzeige sollte man nicht so ernst nehmen. Schließlich steht das mit der Teamarbeit überall“, sagt die Wirtschaftspsychologin und Autorin Svenja Hofert. Viel entscheidender sei, wie der Job gestaltet ist und welche Anforderungen es an die Bewerber gibt. „Die Frage ist: Ist ein Modell von Teamarbeit gemeint, wo ich 98 Prozent meiner Arbeitszeit nur mit Leuten reden muss, oder versteht man darunter, dass ich ab und zu mal ein gemeinsames Meeting oder ein festes Team habe?“

Einzelgänger können sehr beliebt sein
Hofert, die Geschäftsführerin der Teamworks GTQ Gesellschaft für Teamentwicklung und Qualifizierung in Hamburg ist, empfiehlt, in der Bewerbung und beim Vorstellungsgespräch offen zu sein. Also etwa zu sagen: „Ich bin introvertiert und brauche meinen Bereich. Gleichzeitig bin ich auch jemand, der gerne mit anderen arbeitet – aber im Rahmen.“ So etwas sei legitim. Aber wo sind die Grenzen? Und gibt es einen Unterschied zwischen einem Einzelgänger und einem Einzelkämpfer?
Einzelgänger sind oft sehr beliebt in Teams, weil sie ihrer Arbeit nachgehen, keinen Ärger machen. Nur für das soziale Miteinander sind sie ungeeignet. Etwas, worauf sich Kollegen einstellen können. Für berufliches Weiterkommen müssten Einzelgänger jedoch lernen, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, sagt die Soziologin Dorothee Echter. Gemeinsam mit der Betriebswirtin Dorothea Assig berät sie regelmäßig Klienten im Topmanagement. Einzelkämpfer lebten hingegen ihre eigene „Ich-weiß-es-besser-Kultur“, sagt Dorothea Assig. „Das stimmt oft sogar, ist nur keine teamfähige und meetingfähige Einstellung, weil die Anschlussfähigkeit fehlt, die Kompromissbereitschaft.“

An Zusammenarbeit herantasten
Wer kein Teamplayer ist und dennoch im Job anerkannt werden möchte, sollte aktiv werden. „Es beginnt mit der Selbsterkenntnis“, sagt Assig. Sprich: Bin ich ein Einzelgänger, eine Einzelkämpferin? „Die ehrliche Antwort darauf ist fundamental“, so Echter. Denn oft stimmt das Selbstbild nicht mit den tatsächlichen Bedürfnissen überein. Das Wissen über sich selbst ist jedoch entscheidend, um den richtigen Platz für sich zu finden.
Der nächste Schritt: Sich langsam an die verschiedenen Arten der Zusammenarbeit herantasten. „Die meisten Menschen wissen nicht von Anfang an, welche Art der Nähe, Kooperation oder Distanz sie für ihre Entwicklung brauchen“, sagt Dorothea Assig. Das gelte es über die Jahre immer wieder auszuprobieren und herauszufinden. Wie fühlt man sich, wenn man allein arbeitet, in einer kleinen Projektgruppe, in größeren Meetings, in Videokonferenzen? Welche Nähe wird wie lange ausgehalten?
Davon abhängig ist nicht zuletzt in welchem Job man sich wohlfühlt. „Unternehmen mit einer Matrix-Organisation sind sehr kommunikationsintensiv, wie die meisten der größeren Unternehmen: Da muss man sich mit vielen abstimmen“, sagt Svenja Hofert. Und wenn dann noch alle paar Minuten neue Reize auf einen einprasseln, kann das für Einzelgänger, die introvertiert veranlagt sind, „die Hölle“ bedeuten, so die Wirtschaftspsychologin.
Und auch die Branche ist entscheidend dafür, ob Teamplayer bevorzugt werden – oder es auch okay ist, wenn sich jemand alleine durchkämpft. In der Kreativbranche etwa reibt man sich mehr und braucht auch mehr Leute, die eine eigene Position vertreten. Einzelgänger findet man heute am ehesten im Bereich Forschung und Entwicklung oder im Finanzwesen, so Dorothea Assig. Ausgesprochene Einzelgänger-Aufgaben gebe es aber eher selten.

Als Einzelkämpfer Sympathien gewinnen
Das sieht auch Svenja Hofert so: „Unsere Arbeitswelt hat sich sehr stark verändert. Für manche Themen braucht es einfach viele Menschen, und man muss in der Lage sein, in Gruppen zu Ergebnissen zu kommen.“ Das heißt nicht, dass es keine Spezialisten geben darf. „Aber die müssen halt kommunikativ sein.“
Und dazu gehört auch, dass man die anderen anerkennt. Wer jedoch als Einzelkämpfer eine niedrige Verträglichkeit habe, wer zudem wenig empathisch sei und auf andere nicht eingehen könne, „für den wird es im Berufsleben sehr kritisch“, so die Wirtschaftspsychologin.
Dorothea Assig ist überzeugt, dass Nähe und Sympathie auch wichtig sind, um für mehr Verantwortung oder interessantere Aufgaben berufen zu werden. Ohne eine Grundmelodie der Verbundenheit könne die Rolle des Einzelkämpfers zudem leicht in die Rolle des Außenseiters oder Sonderlings abgleiten. Einzelkämpfer müssten daher Formen finden, wie Sympathie entsteht. Sinnvoll dafür: Sich in der Zusammenarbeit als unkompliziert erweisen, nicht schlecht über andere sprechen und eigene Ergebnisse auch für andere nutzbar machen. Außerdem: Kollegen positiv in E-Mails, Präsentationen und Beiträgen hervorheben und viele Komplimente machen. Auf diese Weise hätten auch Einzelkämpfer eine Chance, in der Berufswelt zu bestehen und sich weiter nach oben zu entwickeln, so Assig. Auf keinen Fall sollte man sich Svenja Hofert zufolge darauf zurückziehen, dass man „nun mal so sei“ und an seiner Persönlichkeit nichts ändern könne. „Das finde ich fatal“, so die Wirtschaftspsychologin. Schließlich hätten es selbst eingefleischte Einzelgänger in der Hand, Empathie zu lernen – und sich anders zu verhalten. (dpa/tmn) 

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