Damit Sie diese Funktion nutzen können müssen Sie sich anmelden.

Login
Noch kein Konto? Kostenlos registrieren
Arbeiten in Südtirol oder woanders?
in_oder_out.jpg
© shutterstock

In oder out?

Die Globalisierung hat sich auch auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt – fast Vollbeschäftigung, aber Mangel an qualifizierten Kräften. Gesunde Wirtschaft, aber hohe Lebenshaltungskosten, Wohnungsmangel und z.T. mangelnde Infrastruktur.

Früher hat sich diese Frage erst gar nicht gestellt. Heute stellt sie sich fast jeder Arbeitnehmer oder Arbeitssuchende zumindest einmal im Leben. Wo arbeiten, in Südtirol, in einer anderen italienischen Provinz oder im Ausland? Die Globalisierung macht´s möglich, die Umstände fordern es heraus. Wer in Südtirol geboren ist, an der Schnittstelle zwischen Nord und Süd, hat durch das faszinierende tägliche Miteinander mitteleuropäischer und mediterraner Kultur bei entsprechender Ausbildung die besten Voraussetzungen, um sowohl in Südtirol als auch anderswo in Italien oder im Ausland eine interessante Arbeitsstelle zu finden. Südtirol ist zweifelsohne ein schönes Land. Ein angenehmes Klima. 300 Sonnentage im Jahr. Alpensüdseite. Die vielleicht schönsten Bergketten Europas zum Anfassen nah. Ein Land für jede Jahreszeit. Interessante Städte und kulturelle Einrichtungen. Ein Land auch mit einer interessanten Wirtschaftsstruktur. Tourismusunternehmen der Superlative und Übernachtungszahlen, die 36 Millionen übersteigen. Betriebe wie z. B. High Technology Industries HTI, Microtec oder Tecno-Alpin, die weltweit zu Marktführern zählen, moderne Handwerksbetriebe, eine florierende (und entsprechend gut geförderte) Landwirtschaft, sieben Krankenhäuser, eine Universität mit drei Standorten, ein international anerkanntes Forschungszentrum. Der größte Arbeitgeber in Südtirol ist der öffentliche Sektor mit mehr als 56.000 Beschäftigten (mehr als 45.000 im Landesdienst).

Jeder sechste Südtiroler spielt irgendwann mit dem Gedanken wegzugehen

Aber: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Lebenskosten sind sehr hoch, der Wohnungsmarkt extrem teuer und begrenzt. Die Zweisprachigkeit, ein absolutes kulturelles Plus, stellt für manche ein Hindernis dar. Eines der größten Mankos für junge Arbeitnehmer, die sich anschicken, eine Familie zu gründen, ist neben dem Wohnungsproblem der Mangel an Kindertagesstätten. Nur für jedes vierte Kind bis zu drei Jahren gibt es einen Kita-Platz. 2022 gab es in Südtirol 3.900 Betreuungsplätze für Kleinkinder, aber 2021 sind 5.173 Geburten verzeichnet worden! Eine Umfrage des Arbeitsförderungsinstituts AFI im März 2024 hat ergeben, dass jeder sechste Südtiroler es sich vorstellen könnte, in den nächsten zwei Jahren Südtirol zu verlassen, um eine Arbeitsstelle anderswo in Italien (rund 17%) oder im Ausland (rund 15%) anzutreten. Viele junge Südtiroler kehren nach dem Studienaufenthalt im Ausland nicht mehr zurück, manche erst nachdem sie zehn, fünfzehn oder mehr Jahre im Ausland gearbeitet haben. Als Gründe gaben die Befragten zunächst den Wunsch nach einem neuen kulturellen Umfeld und nach neuen Erfahrungen an, immerhin 20 % gaben an, dass sie bessere Bedingungen erwarteten, um eine Familie zu gründen, 15% erhoffen sich bessere Arbeitsbedingungen und ein höheres Gehalt, immerhin 9% würde die Aussicht auf eine größere und vor allem finanzierbare Wohnung locken.

Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften

Was den Unternehmen in Südtirol am meisten mangelt, sind hochqualifizierte Arbeitskräfte. Nicht dass es diese in Südtirol nicht gäbe, aber viele ziehen es aufgrund der besseren Arbeits- und Gehaltsbedingungen vor, im Ausland zu arbeiten, z. B. Ärzte, Krankenpfleger, Physiotherapeuten oder Wissenschaftler der verschiedensten Bereiche. Zum 1. Januar 2024 hat Italien unter dem Namen „rientro cervelli“ ein Gesetz verabschiedet, um dem sogenannten Brain-Drain entgegenzuwirken, das heißt, um qualifizierte Fachkräfte wieder ins Land zu holen. Das Gesetz sieht für Rückkehrer u. a. eine auf fünf Jahre ausgelegte Reduktion der Steuergrundlage um 50% (60% bei Personen mit minderjährigen Kindern) vor. Voraussetzung ist, mindestens drei Jahre im Ausland ansässig gewesen zu sein und ihren Wohnsitz für mindestens fünf Jahre wieder in Italien (Südtirol) anzumelden. Die Handelskammer hat hingegen unter dem Namen „Good Work“ eine Offensive gestartet, um den Südtiroler Betrieben dazu zu verhelfen, wieder attraktiver zu werden. Stichpunkte dieser Kampagne sind Onboarding-Hilfen, finanzielle und zusätzliche Anreize, um die Attraktivität des Betriebs zu erhöhen, Mitarbeiterbindung, eine familienfreundliche Personalpolitik, flexible Arbeitszeitmodelle, Home-Working u. v. a. m.

Südtiroler, die bleiben, sind einfach zufrieden

Die Südtiroler, die es vorziehen, im Land zu bleiben, sind auf jeden Fall in der Mehrheit. Für fünf von sechs Arbeitnehmern gibt es keine Alternative zu Südtirol. Die Beweggründe sind verschiedenster Natur: Familien- und Heimatverbundenheit oder schlichtweg Zufriedenheit mit den aktuellen Lebensumständen. Voraussetzung für eine zufriedenstellende Arbeitsstelle ist in jedem Fall eine abgeschlossene Ausbildung bzw. ein Studium. Der öffentliche Arbeitgeber, allen voran das Land Südtirol, ist in jedem Fall der größte Konkurrent, wenn es um Arbeitskräfte geht. Privatbetriebe tun sich schwer, mit den Arbeitsbedingungen gleichzuziehen, wie etwa der Garantie des Arbeitsplatzes, Möglichkeit zu Teilzeit oder einen Wartestand zu beantragen und den flexiblen Arbeitszeiten. Südtirol ist aber auch ein attraktives Land für Arbeitnehmer aus dem Ausland, der Anteil der ausländischen Bevölkerung betrug zum Jahresende 2022 9,9 Personen pro hundert Einwohner. Insgesamt waren es 52.650 Personen. Den größten Anteil stellten mit 12,5% Albaner, an zweiter Stelle stehen mit 8,6% Bundesdeutsche (die nicht nur durch besonders attraktive Job-Angebote, sondern auch durch das Klima und die Landschaft, die Freizeit- und Sportmöglichkeiten angezogen werden. Nach dem Motto: Arbeiten und Leben im Urlaub). An dritter Stelle mit 7,1% Menschen aus Pakistan. Mitbürger ausländischer Nationalität sind vor allem für das Hotel- und Gastgewerbe, Landwirtschaft und das Baugewerbe eine wertvolle Ressource.

Für ausländische Arbeitnehmer (oder auch Arbeitnehmer, die aus anderen italienischen Regionen stammen) mit einem höheren Bildungsabschluss kann eine Arbeitsstelle in Südtirol innerhalb der Familie zu Schwierigkeiten führen, da der Partner möglicherweise keine adäquate Stelle findet (auch aus Gründen der mangelnden Zweisprachigkeit). Probleme kann es aber auch mit der Studientitelanerkennung geben. Das Ressort für Gesundheit hat aus diesem Grund eine eigene Informationsstelle geschaffen, wo ausländische Arbeitnehmer sich Rundum-Auskünfte einholen können (z.B. bürokratische Hürden, Anmeldung, Wohnungssuche, Schulanmeldung der Kinder, Job-Börse für Partner etc).

© Alle Rechte vorbehalten

Hier werben!

Maximale Sichtbarkeit
auf unserem Portal!

Preisliste 2024
markt_mockup.jpg