Mitarbeitergespräch
Trotz vieler Veränderungen in der Arbeitswelt ist und bleibt das Mitarbeitergespräch ein wichtiges Instrument der Personalführung. Das persönliche Gespräch und eine gesunde Feedback-Kultur versprechen langfristigen Erfolg. Dabei darf – und muss – man sich angesichts veränderte Situationen am Arbeitsmarkt auch an neue Formate wagen.
In vielen Unternehmen hat es sich etabliert, dass Führungskraft und Mitarbeitende ein jährliches Bewertungs- und Beurteilungsgespräch führen. Oft bildet dieses Gespräch auch die Grundlage für variable Bonuszahlungen und für die Festlegung persönlicher Jahresziele oder Entwicklungschancen, inklusive Fortbildungen. Und obendrein ist dieser Austausch auch eine gute Möglichkeit, ein gutes Miteinander zu pflegen. Doch Führungskräfte und Mitarbeitende selbst sehen diese Form des einmal jährlich stattfinden- den Austauschs als überholt und veraltet. Brauchen wir in Zeiten von Home Office und New Work auch neue Formen des kontinuierlichen Dialogs? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares Ja.
Häufiges Feedback
In vielen Unternehmen wird heute projektbezogen in wechselnden Teams gearbeitet. Führungskräfte und Mitarbeiter müssen immer wieder flexibel auf neue Herausforderungen reagieren. Damit steigen aber auch die Erwartungen an neue Führungskompetenzen und ganz generell der Wunsch nach einer Kultur des Vertrauens innerhalb des Unternehmens. Viel Unterstützung und situationsgebundenes Feedback durch die Führungskraft ist gewünscht - und notwendig.
Persönlichkeit im Fokus
Wie kaum je zuvor, bestimmt heute die Frage nach der Sinnhaftigkeit und nach den persönlichen Entwicklungsspielräumen die Beziehungen zwischen Chefs und ihrem Team. Und es ist klar: Reaktionsfähigkeit, Selbstständigkeit und flexibles Handeln des Mitarbeiters funktionieren nur, wenn auch die Rahmenbedingungen klar definiert sind. Und wenn die Führungskraft die gesamte Persönlichkeit des Mitarbeitenden im Blick hat. Neue Formen des Austauschs sind gefragt. Ein paar Ideen und neue Trends im Überblick:
Chef als Coach
Die Entwicklung der Mitarbeiter wird in Zukunft eine der wichtigsten Aufgaben von Führungskräften sein. Nur so können Teams die wechselnden Anforderungen der Unternehmensstrategie erfüllen. Führungskräfte sind gefordert, wenn es darum geht Feedback zu geben, das die Stärken der Mitarbeiten- den fördert und ihre Entwicklungen zu begleiten. Dieses Coaching findet kontinuierlich statt und wird nicht mit einem jährlichen Gespräch abgetan. Ein Coach begleitet sein Team ständig, bessert laufend nach, motiviert, wenn es mal nicht gut läuft und lobt Erfolgsmomente.
Austausch im Tagebuch?
Das sogenannte Beziehungstagebuch, eine Plattform, auf der sich Mitarbeiter und Führungskraft laufend austauschen können, ist eine Alternative zum klassischen Mitarbeitergespräch. Gespräche und Schriftwechsel, in denen es um die Leistung und Entwicklung geht, werden von den beiden hier kontinuierlich und gemeinsam dokumentiert. Lob, aber auch Kritik, Wünsche und Anregungen - gegenseitig, versteht sich, werden hier gesammelt und haben einen Raum. Eine schöne Möglichkeit, diese Aspekte der Arbeitsbeziehung zu würdigen.
Das liebe Geld
In der Regel bilden Mitarbeitergespräche ja auch die Basis für die jährliche Bewertung und eventuelle Gehaltsverhandlungen. Allerdings sollten Feedback- und Dialog auch abseits monetärer Bewertungen stattfinden. Es bietet sich an, diese Themen komplett voneinander zu trennen. Generell sollte vor jedem Gespräch mit einem Mitarbeiter/einer Mitarbeiterin geklärt werden, ob es auch Raum und Platz für Themen wie Gehalt und Benefits gibt, oder ob der Fokus auf anderen Themen liegen soll.
Wie führt die Führungskraft?
Noch viel zu oft finden Mitarbeitergespräche nur in eine Richtung statt: der Chef spricht – und bewertet – sein Team. Aber wie sieht es mit der Führungskraft selbst aus? Und wer kann dessen Leistungen am besten bewerten? Feedbacktools „Wie zufrieden ist das Team mit der Führungskraft“ können ein interessantes Instrument sein, um auch einmal die Sicht der Mitarbeiter kennen zu lernen.
Peer Review
Eine weitere mögliche Alternative zum Mitarbeitergespräch sind sogenannte Peer Reviews, also die Leistungsbeurteilung durch gleichgestellte Mitglieder im Team. An der Peer Review für ein Teammitglied nehmen alle Mitglieder des Teams teil. Das Teammitglied bewertet sich zunächst selbst. Die Ergebnisse dieser Selbstevaluierung stellt das Teammitglied seinem Team vor. Im Gegenzug erhält das Teammitglied von jedem seiner Teamkollegen individuelles und subjektives Feedback zu dieser Eigenbewertung. Das Feedback sollte unbedingt aus der Ich-Perspektive des Kollegen formuliert werden. Der Weg dieser Art des Mitarbeitergesprächs führt weg von Beurteilung und Überwachung des Mitarbeiters hin zu einer wertschätzenden Erkundung der Leistungen und Potentiale des Mitarbeiters.
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