Probezeit
Die ersten Monate im neuen Job sind entscheidend: Während Arbeitnehmerinnen beweisen müssen, dass sie die richtige Wahl für die Stelle sind, haben auch Arbeitgeber die Gelegenheit, ihre neuen Teammitglieder auf Herz und Nieren zu prüfen. Doch was genau bedeutet die Probezeit? Welche Rechte und Pflichten haben beide Seiten, und wie kommt man gut durch diese heikle Phase?
Laut einer aktuellen XING-Studie kündigt jeder zweite Deutsche bereits während der Probezeit bzw. innerhalb des ersten Beschäftigungsjahres. Die Probezeit wird in Italien mit dem Transparenz-Dekret (Gesetzesdekret Nr. 104/2022), Artikel 7. definiert und auf maximal sechs Monate beschränkt. „Eine kürzere Probezeit ist möglich, sofern dies durch die entsprechenden Kollektivverträge vorgesehen ist“, so der angehende Arbeitsrechtsberater Johannes Aichner. Nach erfolgreichem Abschluss der Probezeit wird das Arbeitsverhältnis endgültig, und die Probezeit wird vollständig auf das Dienstalter angerechnet. „Für befristete Arbeitsverhältnisse existieren keine gesetzlichen Vorgaben zur Probezeit. Sie sollte aber proportional zur Vertragslaufzeit festgesetzt werden.“
Rechte und Pflichten in der Probezeit
Die Probezeit hat eine doppelte Funktion: Aus Sicht des Arbeitgebers dient sie dazu, die Eignung des Arbeitnehmers für die zu besetzende Position zu prüfen. Für den Arbeitnehmer bietet sie die Möglichkeit, das Unternehmen und die spezifischen Anforderungen der Position kennenzulernen. „Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber können das Arbeitsverhältnis jederzeit und ohne Angabe von Gründen beenden, ohne an eine Kündigungsfrist gebunden zu sein“, erklärt Aichner, „wobei es für den Arbeitgeber wichtige Einschränkungen gibt. „Kündigungen dürfen nicht gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen oder auf diskriminierenden Gründen basieren.“ Es ist also unzulässig, eine Arbeitnehmerin allein aufgrund einer Schwangerschaft zu entlassen. Zudem muss der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer ausreichend Gelegenheit geben, seine Fähigkeiten und Arbeitsleistung unter Beweis zu stellen. Eine Kündigung nach sehr kurzer Zeit – etwa nach wenigen Tagen – gilt als unangemessen und kann von der betroffenen Person angefochten werden. Auch für den Arbeitnehmer bzw. die Arbeitnehmerin gibt es in der Probezeit Verpflichtungen. Sie sind dazu angehalten, die vereinbarte Arbeitsleistung zu erbringen und die im Arbeitsvertrag festgelegten Aufgaben zu erfüllen. Der Arbeitgeber darf wiederum ausschließlich die im Vertrag beschriebenen Tätigkeiten überprüfen. Werden dem Arbeitnehmer abweichende oder zusätzliche Aufgaben zugewiesen, kann dies die Gültigkeit der Probezeit infrage stellen. Der Arbeitnehmer hat aber in jedem Fall Anrecht auf Entlohnung.
Keine Kündigungsfrist
Während der gesamten Probezeit können sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis jederzeit fristlos und ohne Angabe von Gründen beenden. Nach Ablauf der Probezeit gelten dann die gesetzlichen bzw. kollektivvertraglich festgelegten Kündigungsfristen, die sowohl vom Arbeitnehmer bei Kündigung als auch vom Arbeitgeber bei Entlassung eingehalten werden müssen.
Grundstein für langfristige und erfolgreiche Zusammenarbeit
Eine gut gestaltete Probezeit legt den Grundstein für eine langfristige und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Zu Beginn der Probezeit sollten Arbeitnehmer sich Klarheit über die Erwartungen und Anforderungen des Arbeitgebers schaffen. Aichner empfiehlt außerdem, nach den Kriterien zu fragen, die für eine erfolgreiche Probezeit entscheidend sind, und regelmäßig um Feedback zu bitten, um sicherzustellen, dass die eigene Leistung den Anforderungen des Arbeitgebers entspricht, „Pünktlichkeit, Disziplin und ein proaktives Verhalten signalisieren dem Arbeitgeber Zuverlässigkeit und Engagement“, erklärt Aichner. Ähnliches gilt auch für die Arbeitgeber. Sie sollten sich klare Ziele setzen und den Arbeitnehmer über die Erwartungen an seine Rolle im Unternehmen informieren. Eine strukturierte Einarbeitung bildet dabei die Grundlage für einen erfolgreichen Einstieg. Besonders hilfreich ist ein Mentoring-System, bei dem erfahrene Mitarbeiter als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Regelmäßige Gespräche sind ebenfalls essenziell, um Fortschritte zu bewerten, Feedback zu geben und potenzielle Herausforderungen frühzeitig zu klären. Dabei sollte auch die Bedeutung von Lob und Anerkennung nicht unterschätzt werden – beides wirkt motivierend und stärkt die Bindung des Arbeitnehmers ans Unternehmen. „Sollte es dennoch zu einer Entlassung während der Probezeit kommen, ist darauf zu achten, dass die Mitteilung in jedem Fall schriftlich erfolgt“, so Aichner, „durch klare Kommunikation, gegenseitige Unterstützung und regelmäßige Rückmeldungen können beide Seiten die Probezeit optimal nutzen und eine stabile Basis für die Zukunft schaffen.“
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