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Geht es nach Arbeitnehmern in der Region Trentino-Südtirol, lautet die Antwort: Ja. In einer vor kurzem veröffentlichten Umfrage von ADP Italia gaben 47% der Befragten an, dass sie eine Viertagewoche bevorzugen würden. Und immerhin 29% der Befragten gehen davon aus, dass dieses Arbeitsmodell in den kommenden Jahren auch in Italien zur Norm wird.
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© shutterstock

Viertagewoche?

Viele europäische Länder machen es bereits vor. In Belgien etwa ist dieses Arbeitsmodell gesetzlich verankert, in Island gibt es bereits seit 2015 Initiativen zur Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit. Aber auch in Großbritannien, Irland oder Spanien gibt es Pilotprojekte. Ein Pilotprojekt war auch die Initiative von Markus Raffin vor sechs Jahren. Heute weiß er, „die Viertagewoche hat einen positiven Eindruck hinterlassen, sei es bei unseren Mitarbeitern, als auch bei anderen Unternehmen“. Und ein paar Nachahmer hat es auch bereits gegeben: „Wir bemerken, dass einige Betriebe Nachfolger dieses Modells geworden sind, in unterschiedlichen Varianten.“ Denn geht es nach Markus Raffin, ist dies ein entscheidender Faktor, der sich durch die gesamte Diskussion rund um die Viertagewoche zieht. Im Wesentlichen gibt es zwei Varianten der Viertagewoche: In der ersten erledigt der Arbeitnehmer sein Arbeitsvolumen an nur vier Tagen. Bei einer 40-Stunden-Woche kann sich ein Arbeitstag so von acht auf zehn Stunden verlängern. Bei der zweiten Variante arbeitet der Arbeitnehmer einen Tag weniger, die Arbeitstage bleiben gleich lang, nur dass ein Tag oder ein halber Tag (z.B. Freitagnachmittag) wegfällt. Ob der Arbeitnehmer nun trotzdem den vollen Lohn erhält oder ob es auch eine Reduzierung des Gehalts gibt, ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich.

Für die Umsetzung hatte Raffin anfangs einige Hürden zu bewältigen. Es galt vorab ganz genau zu verstehen, wie ein solch innovatives Modell arbeits- und steuerrechtlich umgesetzt werden kann. Auch mit den Gewerkschaften wurde gesprochen und die rechtliche Seite geprüft. Schließlich hat Markus Raffin die Arbeitszeit seiner Mitarbeiter von 40 auf 36 Wochen gekürzt. Steckt hinter dem Modell letztlich mehr Marketing als tatsächliche Veränderung? „Nein“, sagt Raffin entschieden, „uns geht es nicht um eine Marketingstrategie! Es geht darum, auf bestehende Veränderung in der Gesellschaft, die schon lange spürbar sind, konkret zu reagieren. Das Bedürfnis nach Zeit außerhalb der Arbeitszeit ist präsenter denn je, und wir wollten einen Rahmen dafür schaffen, ohne an Qualität einzubüßen.“

Gute Planung gefragt

Wie gelingt es, Mitarbeitern bei ihren Bedürfnissen nach mehr Freizeit und mehr Zeit für die Familie entgegenzukommen und dennoch Kundenwünsche fristgerecht zu erfüllen. Für Raffin liegt die Kunst in der Umsetzung der Viertagewoche auch in der genauen und effektiven Planung der Arbeitsschritte! Damit die Aufträge trotz reduzierter Arbeitszeit pünktlich und fachgerecht ausgeführt werden können, arbeitet bei Raffin etwa eine Gruppe von Mitarbeitern von Dienstag bis Freitag und eine andere Gruppe von Montag bis Donnerstag; bei Bedarf sind wir auch außerhalb der Betriebszeiten für unsere Kunden da!

Zufriedenheit und Motivation steigt

Glaubt man internationalen Studien, so führt die Viertagewoche zu motivierten Mitarbeitern. Sie sind außerdem glücklicher und produktiver, und das Risiko für Arbeitsunfälle wird minimiert. Auch Raffin sieht die positiven Effekte in seinem Team. „Der Dialog mit unseren Mitarbeitern ist uns sehr wichtig, und die Rückmeldungen zur Viertagewoche sind sehr positiv. Die Motivation an der Arbeit ist gestiegen, wir bemerken in der Regel eine größere Freude am Tun. Die Menschen in meinem Team haben mehr Zeit für Familie, Partnerschaft, Hobbys, und das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass jeder und jede auch bereit ist einzuspringen, wenn es nötig ist. Es braucht ein eingespieltes, motiviertes Team, um dieses Arbeitsmodell langfristig beizubehalten!“, so Raffin.

Keine Einbahnstraße

Immer mehr Arbeitnehmer wünschen sich mehr Flexibilität in ihrem Arbeitsleben: Smart Working, der Übergang zur Viertagewoche, eine individuelle Gestaltung der Arbeits-zeit und des Arbeitsortes, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Das steht der Umfrage von ADP Italia zufolge ganz weit oben auf der Wunschliste der Arbeitnehmer der Region Trentino-Südtirol. Hier sind in erster Linie die Arbeitgeber gefordert und müssen reagieren. Doch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit könnte den Arbeits- und Fachkräftemangel noch verschärfen. Vor allem im Pflegebereich, aber auch in der Logistik und im Einzelhandel, wo heute schon viele Stellen unbesetzt bleiben. Auch wenn die Viertagewoche als Arbeitszeitmodell in einigen Sektoren, vor allem im Dienstleistungsbereich, wohl schwer umsetzbar sein wird, ist Raffin überzeugt: „Das Arbeitsmodell Viertagewoche ist auf viele Sektoren übertragbar, es liegt aber in der Hand des Unternehmens, wie das Konzept umgesetzt wird, das muss individuell durchdacht und beleuchtet werden.” In seinen Augen wäre es auch ein gelungener Ansatz, um dem Handwerkssektor einen innovativen Schwung zu verpassen. „Es braucht etwas Mut zur Veränderung nach dem Credo wo ein Wille, da auch ein Weg.“

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